Text: Green Economy

1. Beispiel: E-Mobilität in der Verkehrswende

7.1. Beispiel: E-Mobilität in der Verkehrswende

Der Transportsektor ist aufgrund des hohen Anteils an Treibhausgasemissionen ein zentraler Handlungsbereich in der Klimapolitik, unter anderem da der Treibhausgasausstoß des Sektors in Deutschland seit 1990 laut Umweltbundesamt kaum gesunken ist (Umweltbundesamt, 2023). Um den Verkehr bis 2045 klimaneutral zu gestalten, sind tiefgreifende Änderungen unabwendbar. Die sogenannte Verkehrs- bzw. Mobilitätswende in Deutschland sieht eine Dekarbonisierung des Sektors vor. Eine klare Strategie besteht in der Elektrifizierung des Verkehrs, welche sowohl den Individualverkehr durch Pkws als auch den betrieblichen Bereich durch Lkws und ÖPNV umfasst. Durch die Elektrifizierung sollen Verkehrsmittel auf klimaneutrale Antriebsenergie (Sonne, Wind) umgestellt werden, was nicht nur in Deutschland als energieeffizienteste und volkswirtschaftlich günstigste Variante der Dekarbonisierung angesehen wird. Die Strategie wird durch technologische Fortschritte, wie sinkende Batteriekosten der Elektroautos und steigende Reichweiten für Fahrten, gestützt. Die Umsetzung der E-Mobilität basiert auf einem Wandel der Automobilindustrie weg von Verbrennungsmotoren hin zu E-Pkws, angetrieben durch technologische Innovationen und neue Marktakteure. Daran gekoppelt sind auch veränderte Zulieferstrukturen sowie die benötigte Infrastruktur, vor allem in Form eines auszubauenden Netzes von Ladestationen.

Der Wandel hin zur E-Mobilität lässt sich an der steigenden Zahl der produzierten E-Autos und abnehmenden Zahl der produzierten Autos mit Verbrennungsmotor festmachen – laut Statistischem Bundesamt nahm letztere im Jahr 2022 um 23 % gegenüber 2021 ab. Jedoch werden nach wie vor deutlich mehr Autos mit klassischem Verbrennungsmotor als E-Autos produziert. Zudem gilt zu bedenken, dass E-Mobilität zwar durchaus eine Verbesserung gegenüber herkömmlichen Verbrennungsmotoren bietet, jedoch umfasst sie neben neuen Antriebsystemen und der benötigten Energieträger keine grundlegende Veränderung bestehender Mobilitätsmuster und daran geknüpft die Bereitstellung ressourcenintensiver Verkehrsinfrastruktur.

Abb. 7.1 Illustration E-Auto
Links ein Kleinwagen mit Verbrennungsmotor, rechts ein E-SUV. Sein Ladekabel schaut den Kleinwagen böse an.

E-Mobilität ist keineswegs klimaneutral. E-Mobilität bedeutet eine deutliche Steigerung der Stromnachfrage und ist somit direkt an die Energiewende gekoppelt. Die Infrastruktur zur Erzeugung erneuerbarer Energien muss jedoch erst noch bereitgestellt werden, da in Deutschlang gegenwärtig nicht ausreichend erneuerbarer Strom erzeugt wird. Zudem erfordert die Infrastruktur für die Energieerzeugung als auch die E-Pkws Ressourcen in der Produktion bzw. Bereitstellung. Bei E-Autos fällt bei der Rohstoffgewinnung und Produktion besonders die umweltschädliche Herstellung der Batterien und daran geknüpft die Nachfrage nach Lithium aber auch Kobalt ins Gewicht (s. Kapitel 4). Hinzu kommen Fragen der Umweltgerechtigkeit sowohl hinsichtlich der Auswirkungen der Rohstoffgewinnung als auch der Anschaffungskosten von E-Autos. In vielen Ländern wird der Kauf von E-Autos durch staatliche Kaufprämien und steuerliche Vergünstigungen gefördert. Kritiker warnen davor, dass vor allem einkommensschwache Haushalte von der Mobilitätswende ausgeschlossen bleiben, da viele Automobilhersteller wesentlich mehr Modelle im höherrangigen Preissegment auf den Markt bringen (Schwanen, 2021). So lagen die Zahlen der verfügbaren E-SUV laut Internationaler Energieagentur bei über 80 Modellen im Vergleich zu nur knapp 20 bzw. 40 angebotenen Modellen im Kleinwagen und mittleren Größensegment. Allgemein setzt sich der Trend hin zu SUVs auch in Deutschland fort. 2022 machten SUVs knapp 40 % aller Neuzulassungen in Deutschland aus.